Hier werden keinerlei Gefangenen gemacht
Vielleicht ist "The War Inside Me“ das Album, das eigentlich als Bindeglied zwischen dem fulminant-düsteren "Post-Nuclear“ und dem clubtauglich-sarkastischen "Standard Issue“ hätte erscheinen müssen. Stilistisch passt der neue Longplayer genau zwischen diese beiden Alben.
Zwei weitere Attribute kommen jedoch hier nicht zu kurz, denn die Melange aus Sarkasmus und Düsternis wurde hier zusätzlich mit einer gehörigen Portion Hass und Aggression angereichert.
"The War Inside Me“ ist sicherlich Zons aggressivstes Album, was Songs wie "Insecthead“ oder "Kill Or Be Killed“ eindrucksvoll beweisen. Hier werden keinerlei Gefangenen gemacht, sowohl musikalisch als auch textlich, denn "The War Inside Me“ ist gleichzeitig das erste Dismantled Album, das einen “Parental Advisory – Explicit Lyrics“ - Sticker dringend nötig hat.
Im Gegensatz zu vielen profanen Arbeiten anderer, ist das neue Dismantled Album mit zwei Attributen gesegnet, die man derzeit in der Industrial-Szene leider mit der Lupe suchen muss: Talent und Intelligenz. Beide finden sich sowohl in der musikalischen Ausgestaltung als auch in den diesmal wirklich krassen Texten wieder.
Musikalisch wartet das Album gleich mit mehreren Clubkrachern auf. Neben dem kompromisslosen Song “Kill Or Be Killed“, der bereits jetzt die Tanzflächen anwärmt, werden unter anderem auch das melodiöse “Excess“ oder auch das geradlinige, minimalistische “Dead On Impact“ das richtige Futter für die Clubs liefern.
Auch wenn Gary Zon sich als Meister der komplexen Arrangements bewiesen hat, so ist “The War Inside Me“ kompositorisch eher roh und aggressiv mit simplen treibenden Basslinien und Drums gestaltet, bis auf die ruhigen Pole, wie das balladeske Titelstück oder das melodiöse “Disease“. Trotz dieser einfacheren Mittel klingt Dismantled wiederum unglaublich eigenständig, was nicht zuletzt am charismatischen Gesang Gary Zons liegt, mit dem er seine Gedanken zum Ausdruck bringen kann:
"Die Message des Albums ist eine komplett disfunktionale. Sie verkürzt jede Beziehung die ich bisher mit jemandem hatte, in eine abscheuliche blutige Masse, die ich vom Boden aufhebe um sie der ganzen Welt in ihrer madenverseuchten Schönheit unter die Augen zu halten. Ich hasse meine Partnerinnen, ich liebe sie, ich zersäge sie in zwei Teile, setze sie wieder zusammen, jage sie mit TNT in die Luft, krieche mit ihnen in Zeitlupe über dicht befahrene Asphaltstrassen und fahre mit ihnen über verkohlte Landstriche um irgendeinen Ausweg aus dieser Katastrophe zu finden. Aber der einzige Weg aus dem Labyrinth so scheint es, ist es, IHNEN eine Klinge zu geben, die sie mir in den Rücken jagen können, oder IHM eine Zunge in den Mund zu legen mit der ER alles gegen mich aufrufen kann.
Und am Ende, wenn die Feuer niedergebrannt sind, finde ich mich tot in dem verkohlten Waldstück wieder, dort wo alles begann - und ich realisiere, dass das alles eine erneute Wiederholung eines Albtraums war, den ich schon dutzend Mal gehabt habe. Und wenn ich dann zuhause erwache und den Fernseher anschalte, oder aus dem Fenster sehe, sehe ich immer wieder Kopien von mir und realisiere wie erschreckend real dieser Traum doch gewesen ist."