Ein Album, das keinen Vorbildern nacheifert, sondern sich selbst zum Maßstab macht
Sieben Jahre lang gab es kein neues Seabound-Album. Die Band verschwand nach dem hochgelobten dritten Studiowerk „Double-Crosser“ nahezu in der Versenkung. Dafür gab es jedoch Gründe, denn Keyboarder Martin Vorbrodt zog in der Zeit in die USA und baute sich dort eine neue Existenz auf, während sich Sänger Frank Spinath auf seine Seitenprojekte Edge Of Dawn und Ghost & Writer konzentrierte. Vor zwei Jahren begannen Seabound aber eine transatlantische Kollaboration, und erste Track-Veröffentlichungen auf den Dependence-Label-Kopp-lungen ließen aufhorchen. Nun ist das Album fertig und erfüllt die Erwartungen im besten Sinn. „Es ist ein Seabound-Album geworden“, meint Sänger Frank Spinath.
Musikalisch gewohnt abwechslungsreich zwischen sphärisch-kühl pulsierender Kraft und Wärme ist “Speak In Storms” ein Album, das keinen Vorbildern nacheifert, sondern sich selbst zum Maßstab macht. Wer befürchtete, dass die Band geschwächt aus der langen Ruhephase zurückkehrt, darf sich erfreulicherweise getäuscht sehen. „Speak In Storms“ zeugt von Reife und elektronischer Kraft, die sich erst allmählich aus hypno-tischen Vocals und den meist zurückgenommenen Arrangements entwickelt, aber dann zunehmend an Intensität und Energie gewinnt. Das transatlantische Arrangement hat der Band Seabound nicht geschadet.
Ebenso verhält es sich textlich: Spinath, im richtigen Leben Psychologieprofessor, verarbeitet die Risse in den Identitäten seiner Protagonisten zu einer dichten Collage aus Emotionen: alptraumhafte Szenarien, Wiedergänger sowie Verlorene in schicksalhaften Begegnungen und immer wieder die Frage nach der eigenen Identität. Mal facettenhaft, mal resigniert, dann hoffnungsvoll oder lauernd und skrupellos sind die Antworten in den Songs. Folglich stehen auch intensiv-relaxte musikalische Weltraumspaziergänge wie „Contraband“ neben geradlinigen Future-Pop-Nummern wie „Nothing But Love“ oder elektronisch sphärischen Balladen wie „Lair“.
„Speak in Storms“ wird im Februar in gleich drei Konfigurationen in die Läden kommen: als Jewelcase, als limitiertes Digipak mit Doppel-CD und in der „Tempest Edition“ als Hardcover-Buch mit Doppel-CD. Die letzten beiden Versionen enthalten eine Remix-CD