Seit ihrer Gründung 2001 haben Helrunar, eine der Triebfedern des deutschen Black Metal, einen steilen Weg beschritten. Mit "Frostnacht" und "Baldr Ok Íss", bahnbrechenden Alben für die Szene des Landes, etablierten sie sich als Band, die "nordische" Themen auf intelligente Weise verarbeitete, bevor sie sich von jeglichen Genre-Konventionen freimachte, um sich extremer Musik und ihren Motiven mit einem eher ganzheitlichen Verständnis zu widmen, wie ihr Doppelalbum "Sól" 2011 zeigte.
Nach "Niederkunfft" (2015), dem Beginn einer neuen Ära mit Rückgriffen auf alten Death und Doom Metal sowie Texten, die sich mit spätmittelalterlichem Aberglauben im Vorfeld der Aufklärung auseinandersetzten, zeigt Helrunars neues, siebtes Album "Vanitas Vanitatvm" wiederum neue Facetten, wenngleich in einem stilistisch ähnlichen Rahmen. Frontmann M.D., die eine Hälfte der Band neben Schlagzeuger S.K., verortet die Musik zwischen jener auf dem Vorgänger und der "Sól"-Phase. "Die Songs sind kompakter und ausgereifter, wieder schneller und Black-Metal-lastiger. Zugleich verarbeiten wir auch Einflüsse, die man nostalgisch nennen könnte."
Der Titel ist der berühmten Ode des Dichters Andreas Gryphius aus dem 17. Jahrhundert entlehnt; Helrunar haben die Redewendung ("Eitelkeit der Eitelkeiten" oder "Alles ist eitel") in einen zeitgenössischen Kontext gesetzt, und heraus kam "unser zynischstes und in bewusst überspitzter Form auch menschenfeindlichstes Werk bisher", sagt M.D.. "Es behandelt die Eitelkeit und den Narzissmus, die heute grassieren, und soll freilegen, was sich psychologisch und gesellschaftlich dahinter verbirgt bzw. welche Folgen sie haben. Kontrastiert werden sie von Tod und Verderben, die ihre Nichtigkeit offenbaren."
Die einmal mehr größtenteils auf Deutsch vorgetragenen Texte lassen das Barock anklingen und schöpfen aus 4.000 Jahren Kulturgeschichte, seien es große Geschichten wie Homers "Odyssee", die Bibel neben anderen literarischen Werken oder Filme und reale historische Ereignisse wie die Pest. Auch anhand von Legenden – etwa aus dem Mittelmeerraum – und Zitaten aus dem Schelmenroman "Simplicissimus" oder ihrer Interpretation des mythischen Nachzehrers als Stalker entlarven die beiden Musiker die Vanitas als das, was sie wirklich ist – geistlos.