Traditionspflege und Neuerung zugleich
Wir schreiben das Jahr 1895. Der geheimnisumwitterte Gentlemen-Club A Forest Of Stars veröffentlicht sein viertes Opus im gängigen Wachswalzen-Format: "Beware The Sword You Cannot See".
Mit diesem Werk lösen A Forest Of Stars das Versprechen ein, welches sie auf dem Vorgänger "A Shadowplay For Yesterdays" (2012) abgegeben haben. Die Kompositionen sind noch abenteuerlicher und mutiger, noch exzentrischer und progressiver als zuvor, aber dennoch melodischer und zugänglicher denn je. Auch konzeptionell greifen A Forest Of Stars Fäden der Vergangenheit auf und spinnen sie fort. Zeichnete "A Shadowplay..." moralischen Verfall anhand eines Einzelschicksals nach, überführt "Beware The Sword..." die Themen Niedergang und Wahnsinn ins Metaphysische, wodurch die Musik der Klangalchemisten entsprechend universeller wird.
Der Effekt von A Forest Of Stars' neuem Album auf den Hörer ähnelt dem, was die ersten mechanischen Musikreproduktionen des ausgehenden 19. Jahrhunderts leisteten: das Klangerlebnis sorgt für Erstaunen und Begeisterung gleichermaßen. Egal ob der mitreißende, neunminütige Opener "Drawing Down The Rain" (zu dem ein animiertes Musikvideo erschaffen wurde, das den bereits beeindruckenden Clip zu "Gatherer Of The Pure" noch einmal deutlich in den Schatten stellt), das ausladende "Virtus Sola Invicta", das mit seinen folkloristisch-akustischen Zwischenspielen den Sternstunden des skandinavischen Progressive Rock nahekommt, oder das sechsteilige Epos "Pawn On The Universal Chessboard", das den musikalischen wie inhaltlichen Kern der Band zusammenfasst und über ihn hinausweist - "Beware The Sword You Cannot See" ist Traditionspflege und Neuerung zugleich, die Ausgestaltung einer unverkennbaren Handschrift vor dem Hintergrund eines aufwändigen und doch nahbaren Konzepts … sowie letztendlich ein neuer Standard, an dem sich andere Vertreter des angeblich visionären, extremen Metal messen lassen müssen.