Völur, deren Name sich von "Völva" ableitet, einer Seherin aus dem nordischen Volkstum, sind keine Band, die verklärt heidnische Sehnsüchte erfüllt, weder inhaltlich noch musikalisch. Die Gruppe stammt zwar aus Kanada, begeistert sich aber für europäische Geschichte. Sie beschäftigt sich eingängig mit dem üppigen Sagenschatz der Germanen, wobei sie sich zwanglos vom Alltagsleben ihrer vorchristlichen Ahnen inspirieren lässt, von deren Verhältnis zur Kultur und zugehörigen Spiritualität allgemein. Man weiß kaum etwas darüber, wie jene Menschen tatsächlich lebten und ihren Glauben praktizierten, auch und gerade weil sie recht stark ortsgebunden waren und die Welt von Ort zu Ort jeweils unterschiedlich wahrnahmen. Für die Mitglieder der Band wird die heidnische Vergangenheit Europas daher zu einem unbeschriebenen Notenblatt, auf dem sie ihrer lebhaften Fantasie musikalische Gestalt verleihen.
Das Trio - neben Blood-Ceremony-Bassist Lucas Gadke bestehend aus Schlagzeuger James Payment von den Post-Rock-Veteranen Do Make Say Think und der experimentellen Geigerin Laura C. Bates - ist zweifelsohne ein bunt gemischter Haufen, was sich auch in seiner Musik widerspiegelt. Völur bündeln zahlreiche Einflüsse, die von Fairport Conventions pastoralem Prog zum Drone-Doom von Earth reichen, mit Rückgriffen auf unterschiedliche Folk-Traditionen und einer Vorliebe für die eher finsteren Ausformungen des Metal zu einem Sound, der auf originelle Weise sowohl luftig als auch heavy klingt.